Freitag, 5. Januar 2024

Südtirol: Tierheim mit ungewisser Zukunft – Video

Die Landespolitik muss endlich Nägel mit Köpfen machen und auch trotz ablehnender Haltung von Gemeinden und Privaten einen geeigneten Standort für das Tierheim Naturns-Ulten bereitstellen. Denn es ist 5 vor 12, ansonsten verliert Südtirol, vor allem der Westen des Landes, eine wichtige Einrichtung.

Nadja Tappeiner hofft auf einen neuen Standort für das Tierheim Naturns-Ulten. - Video: stol

Wer sich einen Hund zulegen möchte, sollte einen Ausflug ins Ultental unternehmen: Ab der „Seerast“ in St. Walburg ist es nicht mehr weit bis zum Tierheim Naturns-Ulten am Larcherberg. Einige Kurven müssen noch überwunden werden, und dann geht's noch ein Stück einen Schotterweg entlang.

Dann ist man auch schon angekommen. Nach einem Tierheim schaut das Gebäude aber nicht gerade aus: Nadja Tappeiner öffnet das Tor und aus dem früheren Schlachthof oberhalb des Zoggler Stausees dringt das Gebell von Hunden, die auf ein Bettchen warten.

Wer will mich?

Im Tierheim Naturns-Ulten wartet Rüde Rocky auf ein Körbchen bei lieben Menschen: Der mittelgroße Mischlingshund wurde am 25. April 2018 geboren und ist ein sehr temperamentvoller, manchmal etwas sturer, aber sehr bewegungsfreudiger Vierbeiner, der auch seine Distanzen benötigt. Er sucht ein hundeerfahrenes, geduldiges, ruhiges und vor allem stabiles Zuhause – ohne Kinder und andere Haustiere, egal wie groß sie sind. Rocky braucht Liebe und Zuneigung. Interessierte Hundefreunde können den Rüden besuchen und näher kennenlernen.



Rocky sucht ein Zuhause.

Die Zukunft des Heims steht auf der Kippe: „Wir werden unser Tierheim zusperren müssen“, sagt Silvia Piaia, die Präsidentin des Vereins Tierheim Naturns. Nach einer jahrelangen, bis dato ergebnislosen Suche nach einem endgültigen Standort, sehe der Verein nur mehr diese Möglichkeit, denn die Unterkunft in St. Walburg in Ulten sei nur eine Übergangslösung.

Von Politik enttäuscht

„Wir brauchen einen Standort, der zentral gelegen ist und an dem wir mehr Platz haben, obwohl wir uns in Ulten sehr wohlfühlen“, betont Piaia, die von der Politik enttäuscht ist. „Wenn das Land nicht bereit ist, das Tierheimproblem im Westen Südtirols zu lösen, werden wir unsere Tore innerhalb 2024 schließen müssen, was uns sehr leid tun würde.“

In dieselbe Kerbe schlägt auch Tierpflegerin Nadja Tappeiner: „Wir haben aufgrund des abgelegenen Standorts auch große Schwierigkeiten, Freiwillige zu finden, die uns im Heim unterstützen und die unsere Hunde beschäftigen. Mara Raffeiner und ich als festangestellte Mitarbeiterinnen kommen beide aus dem Vinschgau und müssen jeden Tag ins Ultental fahren. Schwierigkeiten gibt es auch auf der Suche nach einer neuen Mitarbeiterin oder einem Mitarbeiter. Auch die hohen Personalkosten machen unserem Verein zu schaffen.“

2020 gab der Verein den Standort seines Tierheims in Naturns bekanntlich gezwungenermaßen auf, nachdem der Mietvertrag für die Einrichtung nahe der sogenannten Plauser Geraden nach 35 Jahren gekündigt worden war. „Naturns war ein idealer Standort“, blickt Nadja Tappeiner zurück.

Keine Katzen im Heim

„Hier in Ulten haben wir eine Lizenz, um 10 Hunde unterzubringen. Es stehen 8 Boxen zur Verfügung, wobei eine Box eine Notfallbox ist“, ergänzt sie. „Und seit wir von Naturns nach Ulten umgezogen sind, haben wir keinen Platz mehr für Katzen. Wir haben Gott sei Dank mit 2 Tierschutzvereinen im Westen Südtirols ein super Netzwerk aufgebaut, die sich inzwischen um streunende Katzen kümmern. Aber auch sie stoßen langsam , aber sicher an ihre Grenzen.“

Idealer Standort

„Ideal wäre ein neuer Standort im Burggrafenamt, aber auch Bozen könnte eine Lösung sein“, betont Tappeiner. „Die Politik muss sich im Klaren sein, dass es unser Tierheim braucht, wir entlasten auch das Landestierheim in der Sill.“ Die Landespolitik müsse endlich reagieren und aufwachen. „Die Verantwortlichen sind auch herzlich eingeladen, sich hier vor Ort ein Bild von unserer Situation zu machen“, sagt Nadja Tappeiner in Richtung Landesregierung. „Bis jetzt war noch niemand hier.“

Appell an Hundehalter

Nadja Tappeiner betont auch, dass das Tierheim immer mehr herrenlose Hunde bekomme. „Vor allem nehmen wir uns Problemhunden an, die eine sichere Struktur brauchen, in der mit ihnen gearbeitet wird, damit sie irgendwann adoptiert werden können“, sagt sie.

Wer will mich?

Viel Zeit sollte diejenige Familie haben, die Jagdhund-Mischling Elli adoptieren möchte. Die am 17. September 2021 geborene, sehr zutrauliche Hündin wartet schon seit einiger Zeit im Tierheim Naturns-Ulten auf eine Besitzerfamilie. Elli ist eine lebhafte, lebensfrohe und vor allem sehr lernwillige Hündin mit einem starken Charakter und einem ausgeprägten Jagdinstinkt. Hündin Elli sucht eine aktive Familie, die sich ausgiebig mit ihr beschäftigt. Kleintiere sollten im künftigen Zuhause keine leben.

<?O_Fett>Weitere Infos zu Rocky und Elli gibt es telefonisch unter der Nummer 324/6135959.<?_O_Fett>



Auch Elli sucht ein Zuhause.


„Aber nicht jeder Hund kann zu guter Letzt vermittelt werden, dann lebt er hier bis zu seinem Ende. Bedenklich ist, dass die meisten Hunde, die wir hier im Heim haben, aus dem Süden Italiens kommen. Sie wurden adoptiert, weil die Besitzer mit ihnen dann aber nicht zurechtgekommen sind, haben sie die Tiere einfach hier abgegeben. Hier appelliere ich an das Verantwortungsbewusstsein der Hundehalter.“ Das Heim sei derzeit voll ausgelastet, und die Warteliste sei sehr lang.

Eines betont Nadja Tappeiner immer wieder: „Wenn es so weitergeht, wird es nicht mehr nur immer mehr wildlebende Katzen geben, sondern auch Straßenhunde wie in den Großstädten. Ob das besser ist, als ein Tierheim zu unterstützen, muss jetzt die Politik entscheiden.“

fm

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