Im Video berichtet eine junge Frau von einer versuchten Vergewaltigung, als sie vor ihrem Haus die Straße überqueren wollte, um eine Freundin im gegenüberliegenden Wohnblock zu besuchen. Eine andere Frau erzählt von einer Episode in einer Buchhandlung, in der ein unbekannter Mann im Geschäft ihr auf Schritt und Tritt folgte. Eine andere Frau berichtet von ihren Panikattacken, so sie sich überhaupt auf die Straße traut. Der Tenor der Frauen: Die Situation in Mailand ist außer Kontrolle geraten, monatlich wird es schlimmer. Mit der Zahl der Übergriffe steigt vor allem bei Frauen auch die Angst, selbst Opfer eines Übergriffs zu werden.
Auch in Südtirol kommt es immer wieder zu gewalttätigen Übergriffen (STOL hat berichtet).
Die öffentliche Sicherheit stehe am Abgrund – Schlägertypen, Feierabendmachos und übermäßig parfümierten Halbstarken hätten ab Einbruch der Dunkelheit freie Hand, wird immer wieder beklagt.
Den Sicherheitskräften sei kein Vorwurf zu machen, sie spielten ohnedies täglich Feuerwehr und springen von einem Brandherd zum nächsten. Es fehle an Personal, Ausrüstung und Geld. Wer lege sich schon für einen Hungerlohn und vielleicht einer Medaille am goldenen Band mit gewaltbereiten Jugendgruppen an, die immer öfter bewaffnet seien?
Ging es bei #metoo ab Oktober 2017 noch um sexuelle Nötigung/Belästigung am Arbeitsplatz, zielt diese Bewegung auf das öffentliche – das normale Leben. #metoo startete damals mit 200.000 Hashtags auf Twitter (heute X), auf Facebook wurden innerhalb der ersten 24 Stunden über 12 Millionen (!) Posts mit diesem Hashtag gezählt. Vor allem auf TikTok veröffentlichen immer mehr junge Frauen unter einem fiktiven Profilnamen ihre Videoberichte, und täglich werden es mehr. Vielleicht bringen ausgerechnet die oft verschmähten TikToker einen Stein ins Rollen, damit sich was tut. Damit sich unsere Töchter, unsere Freundinnen, Arbeitskolleginnen und Frauen künftig wieder ohne Angst außer Haus trauen können – und das Flanieren nach Feierabend für uns alle wieder ein unbeschwertes Vergnügen wird.