Auf in Online-Netzwerken verbreiteten Videoaufnahmen waren Einwohner zu sehen, die in der Dunkelheit versuchten, Menschen aus den Trümmern eingestürzter Häuser zu befreien. Demnach wurden zahlreiche Lehmbauten beschädigt oder stürzten komplett ein. Überlebende hielten sich unter freiem Himmel auf. In Jajarkot wurde das örtliche Krankenhaus von Menschen gestürmt, die Verletzte dorthin brachten.
Nach Angaben der US-Erdbebenwarte USGS lag das Epizentrum des Bebens in einer Tiefe von 18 Kilometern unter der Erdoberfläche in 42 Kilometern Entfernung von der Stadt Jumla, unweit der Grenze zur chinesischen Region Tibet. Erschütterungen waren bis in die fast 500 Kilometer entfernt gelegene indische Hauptstadt Neu-Delhi zu spüren. Eine Stunde nach dem ersten Beben folgte laut USGS ein Nachbeben der Stärke 4,0.
Der nepalesische Regierungschef Pushpa Kamal reiste am Samstag in das Unglücksgebiet. Zuvor hatte er im Online-Dienst X seine „tiefe Trauer“ angesichts der durch das Erdbeben verursachten „menschlichen und materiellen Schäden“ ausgedrückt. Indiens Premierminister Narendra Modi erklärte seine „tiefe Trauer“ über die Todesopfer. Indien sei „solidarisch mit dem nepalesischen Volk“ und bereit, „jegliche mögliche Hilfe bereitzustellen“.
Nepal wird häufig von Erdbeben erschüttert, da das Land an einer Bruchstelle zwischen der indischen und der eurasischen Kontinentalplatte liegt. Im November 2022 starben sechs Menschen bei einem Beben der Stärke 5,6 im Distrikt Doti, der an den nun getroffenen Distrikt Jajarkot angrenzt. 2015 kamen bei einem Beben der Stärke 7,8 fast 9000 Menschen ums Leben, mehr als 22.000 Menschen wurden verletzt. Zahlreiche Bauwerke wurden damals schwer beschädigt - unter anderem im bei Touristen beliebten Kathmandu-Tal.