Donnerstag, 12. Oktober 2023

Rom: In der Notaufnahme vergessen – 77-Jähriger seit rund 40 Tagen auf Trage

Seit rund 40 Tagen liegt ein 77-Jähriger auf einer Trage in einem Krankenhaus in Rom. Am 30. August am Abend hatte er die Notaufnahme betreten. Auch wenn das unglaublich klingt, ist es leider kein Einzelfall.

Seit über 40 Tagen schon liegt ein 77-Jähriger auf einer Trage in der Notaufnahme eines römischen Krankenhauses. (Symbolbild) - Foto: © Shutterstock / shutterstock

Ein 81-jähriger Mann ist schon seit 25 Tagen im Krankenhaus von Tor Vergata in Rom, eine 51-jährige Frau seit 22 Tagen und ein 90-Jähriger seit 16 Tagen. Außerdem befinden sich Patienten dort, die seit 8 Tagen auf ein Bett warten. Wie kann das sein?

Dieses Phänomen ist auch als „Boarding“ bekannt. Es ist nämlich ähnlich wie das „Boarding“ am Flughafen: Die Patienten müssen abwarten. Wie „la Repubblica“ auf ihrer Onlineseite berichtet, können die Menschen in dieser Situation nicht duschen oder ihre mitgebrachten Kleider ablegen.

Krankenhaus befindet sich in Armenviertel

Wie das Krankenhaus aber gegenüber „la Repubblica“ betont, handelt es sich bei den Patienten, die über 2 Wochen auf ein Bett warten, nicht um solche, die medizinische Hilfe brauchen, sondern um Leute, mit finanziellen und sozialen Problemen. Sie werden mit Rettungswagen in die Notaufnahme gebracht und bleiben dann dort, weil der Sozialdienst sie nicht unterstützt. Das Krankenhaus befindet sich nämlich in einem Armenviertel im Süden Roms.

Wer ist zuständig?

Der 77-Jährige, der seit 30. August in der Notaufnahme auf einer Trage liegt, ist obdachlos. Das Krankenhaus arbeitet daran, ihn an die Sozialdienste der Stadt zu übergeben, berichtet „la Repubblica“. Auch die anderen Patienten, von denen weiter oben im Text die Rede war, haben ein ähnliches Schicksal. Einer ist ein Opfer von Gewalt und alleingelassen, eine drogenabhängig und ein weiterer leidet an „Long Covid“.

Das Krankenhaus entschuldigt die Missstände und meint, dass die Sozialdienste für diese Menschen verantwortlich wären. Die Sozialdienste rechtfertigen sich damit, dass sie keine verfügbaren Betten haben. „Diese Leute würden deswegen in der Notaufnahme bleiben, um nicht auf der Straße zu landen“, sagt ein Insider zu „la Repubblica“.

Mit Grippe könnte Zahl steigen

Mitarbeiter des Krankenhauses befürchten, dass sich die Situation mit dem Beginn der Grippe im Winter verschlimmert. Dann könnten rund 900 Obdachlose auf ein Bett warten. Der Verantwortliche des Krankenhauses fordert deswegen eine gemeinsame Lösung zwischen den Sanitätseinrichtungen und Sozialdiensten, so „la Repubblica“.

stol

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