Die Generation Smartphone sollte mal kurz weghören – äh … wegwischen. Oder weiß jemand von euch vielleicht, wofür ein „Gettone“ gut ist? Und wie man eine Wählscheibe bedient? Natürlich nicht! Die Generation Telefonzelle kann sich aber bestimmt noch gut erinnern: an die verzweifelte Suche nach dem nächsten „Telefonhittl“, wenn das Auto nicht ansprang, an die Bar nebenan, die 50 Lire – oder waren es 200? – gegen einen „Gettone“ getauscht hat, ohne den es beim Anrufen kein Durchkommen gab, an das Drehen der Wählscheibe mit dem Zeigefinger und das geduldige Warten, bis die Scheibe wieder an ihrer ursprünglichen Position und bereit für die nächste Ziffer war.
Samstags, da brauchte es unbedingt einen Vorrat an „Gettoni“, weil sich der Partykeller außerhalb der eigenen Vorwahlnummer befand – und da schluckte der Apparat gleich mehrere dieser Münzen, bis die Eltern endlich Bescheid wussten, wo sie den Nachwuchs abzuholen hatten. „Die ,scatti‘ fallen, ich muss mich beeilen“, hieß es dann.
Ein Ort für Liebespaare und Rotznasen
Die Telefonzelle war aber nicht nur ein Ort der Kommunikation. Sie war willkommener Unterstand, wenn man den Regenschirm vergessen hatte, manchmal auch ein guter Platz für Liebende, die heimlich den ersten Kuss austauschten, oder ein Versteck für Jugendliche, die rauchten – gestunken hat es ja immer gewaltig in diesen engen Gehäusen. Nicht zuletzt war die Telefonkabine auch ein Ort der großen und kleinen Verbrechen: für Entführer, die anonym Geld erpressten, für freche Rotznasen, die den Münzenschlitz mit Kaugummi zuklebten – und für den Dieb, der meine dort vergessene Geldtasche gestohlen hat.Die erste Telefonzelle Italiens
Ja, die gute alte Telefonzelle … Nun, so alt war sie eigentlich gar nicht, zumindest nicht in Italien. Erst 1952, also vor 71 Jahren, wurde die erste ihrer Art auf der Piazza San Babila in Mailand aufgestellt. Damit war Italien allerdings ein Nachzügler, denn bereits 1878, 2 Jahre nach Anmeldung des Telefonpatentes durch Alexander Graham Bell, war in New Haven im US-Bundesstaat Connecticut die weltweit erste Telefonzelle errichtet worden. 3 Jahre später nahm in Berlin der erste sogenannte Fernsprechkiosk den Betrieb auf.Rund 20 Jahre nach ihrer Einführung gab es in Italien etwa 2500 Telefonzellen, vor allem an Bahnhöfen, in Krankenhäusern, bei der Post und immer öfter auf großen Plätzen in den Städten. Ende der 1970er-Jahre waren es dann schon rund 33.000 Kabinen, über ganz Italien verteilt. Mittlerweile wurden die Gespräche alternativ zu den „Gettoni“ mit Telefon-, später sogar mit Kreditkarten bezahlt und die gemächlichen Wählscheiben durch Tasten ersetzt. Am 1. Jänner 2002 schickten die Italiener die famosen Telefonmünzen dann endgültig in Rente.