Donnerstag, 11. Juli 2024

Murmeltier in Leifers eingefangen – „Wohl falsch verstandene Tierliebe“

Ein knapp 2-jähriges Murmeltier wurde vor knapp einer Woche in der Garage eines Supermarkts in Leifers gefunden und eingefangen. Es war gesund und konnte am Weißhorn freigelassen werden. Wie er nach Leifers gekommen sein könnte, erklärt Benedikt Terzer, Geschäftsführer des Südtiroler Jagdverbandes.

Aus voller Brust pfiff das Murmeltier im Transportkäfig, als es in St. Jakob/Leifers eingefangen wurde. Weil es gesund war, wurde es in der Nähe der nächsten Murmeltierkolonie freigelassen: Am Weißhorn am Jochgrimm. - Video: stol

Am vergangenen Freitag wurde der Landesforstdienst alarmiert: In der Garage eines Supermarkts in St. Jakob/Leifers war ein Murmeltier. „Die Freiwillige Feuerwehr hatte das Tier bereits eingefangen und es in einen Transportkäfig gegeben“, berichtet Alberto Palmarin, der diensthabende Mitarbeiter des Landesforstdienstes.

Laut dem Wildbiologen Davide Righetti, der zu einem Lokalaugenschein kam, handelte es sich um ein subadultes (also ein Tier im zweiten Jahr) einheimisches Murmeltier.

Wie aber kommt ein Murmeltiere in eine Stadt? „Dafür kann es nur eine Erklärung geben“, sagt Benedikt Terzer zu STOL: „Da hat wohl jemand in den Bergen ein ,Affl' (das ist in der Jägersprache ein junges Murmeltier, Anm . d. Red) aus falsch verstandener Tierliebe mit nach Hause genommen und wollte es dort aufziehen.“

Das hat nichts mit Tierliebe zu tun. Wenn man ein Tier aus seiner gewohnten Umgebung reißt, dann verursacht das Tierleid.
Benedikt Terzer, Geschäftsführer Südtiroler Jagdverband


Dies sei aber genau das, was man nicht tun sollte: „Wenn man die Tiere aus ihrem gewohnten Habitat nimmt, dann werden sie krank und gehen ein“, so Terzer. „Das hat nichts mit Tierliebe zu tun, wenn man ein Tier aus seiner gewohnten Umgebung reißt, dann verursacht das Tierleid“, so der Geschäftsführer des Südtiroler Jagdverbandes.

Wie aber ist es überhaupt möglich, ein flinkes Murmeltier einzufangen und mit nach Hause zu nehmen? „In einigen Orten in Italien ist es mittlerweile so, das die Tiere ihre Scheu verloren haben, etwa weil sie angefüttert werden“, so Terzer. In Südtirol sei dies zum Glück aber noch eine absolute Ausnahme.

Es ist nicht das erste Mal

Es ist nicht das erste Mal, dass ein Murmeltier im Tal gefunden wurde: Vor 2 Jahren wurde eines an der Mündung von Talfer und Eisack in Bozen gefunden - leider in schlechtem Zustand“, erzählt Righetti. Das Tier in St. Jakob hatte Angst und drückte das durch laute Pfiffe aus; es wurde dann von den Mitarbeitern des Forstdienstes im Gebiet des Weißhorn am Jochgrimm in Freiheit entlassen.

Murmeltiere zählen in Südtirol zu den jagdbaren Arten


Es kommt nicht häufig vor, aber immer wieder, dass sich Wildtiere in bewohntes Gebiet verlaufen. „Für das Management von Wildtieren gibt es ein eigenes Amt in der Landesabteilung Forstdienst. Die Mitarbeitenden halten die Entwicklung der verschiedenen geschützten und jagdbaren wilden Tierarten im Blick - ihre Gesundheit, ihre Anzahl und die Schäden, die sie anrichten“, sagt Land- und Forstwirtschaftslandesrat Luis Walcher.

Murmeltiere zählen in Südtirol zu den jagdbaren Arten, die Jagd auf diese Nager ist genau geregelt. Es gibt einerseits geschützte Lebensräume, wo die Jagd grundsätzlich verboten ist. Im September wird die Jagd an 30 Tagen geöffnet: Eine festgelegte Anzahl von Tieren darf zuerst in Schadensgebieten und anschließend in Jagdgebieten erlegt werden.

sor/lpa

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