Dienstag, 26. September 2023

Italien nimmt Abschied von Giorgio Napolitano

Italien hat am Dienstag Abschied von seinem ehemaligen Präsidenten Giorgio Napolitano genommen. Das nicht-religiöse Staatsbegräbnis fand im Palazzo Montecitorio, dem Sitz der Abgeordnetenkammer, statt.

Italien trauerte am Dienstag mit einem nicht-religiösen Staatsbegräbnis in der Abgeordnetenkammer um Giorgio Napolitano, den ersten zweimaligen Staatspräsidenten der Republik, der am Freitag im Alter von 98 Jahren in Rom starb. - Foto: © ANSA / ANGELO CARCONI

Kurz vor 11.30 Uhr hat der Sarg des ehemaligen Staatspräsidenten Giorgio Napolitano den Senat verlassen, um in das Parlamentsgebäude überführt zu werden, wo das Staatsbegräbnis und die feierliche Gedenkzeremonie stattfanden.

Tausende Menschen verfolgen die Trauerfeier

Die nicht-religiöse Abschiedsfeier begann kurz nach 11.30 Uhr. Dabei wurden die Reden im Plenarsaal von Kammerpräsident Lorenzo Fontana und Senatspräsident Ignazio La Russa eröffnet. Tausende Menschen verfolgten die Trauerfeier auch auf den Plätzen vor dem Parlament, dort wurden Großbildschirme aufgebaut.

Neben Senatspräsident Ignazio La Russa, dem Präsidenten der Abgeordnetenkammer Lorenzo Fontana, Sergio Napolitano, und Giorgia Meloni, trafen unter anderem der französische Präsident Emmanuel Macron, sein deutscher Amtskollege Frank Walter Steinmeier, der emeritierte Präsident der Französischen Republik Francois Hollande und der österreichische Altpräsident Heinz Fischer ein, um Abschied von Giorgio Napolitano zu nehmen.

Fontana: „Napolitano eine der wichtigsten Persönlichkeiten der Republik“

„Ich grüße Frau Clio und alle ihre Familienmitglieder mit großer Zuneigung. Mit Napolitano verstirbt eine der bedeutendsten Persönlichkeiten in der Geschichte der Republik“, so der Präsident der Abgeordnetenkammer, Lorenzo Fontana.

La Russa: „Napolitano hat sich immer zu seiner politischen Geschichte bekannt“

„Präsident Napolitano hat sich immer mit Stolz auf seine politische Geschichte, seine Wurzeln und die Werte, an die er glaubte, berufen. Wie ich in diesem Haus anlässlich seiner 70-jährigen parlamentarischen Tätigkeit in Erinnerung gerufen habe, ist Giorgio Napolitano Zeuge einer Kultur, die zur Politik wird, und einer politischen Kultur, die zur Institution wird. Als Staatsoberhaupt hat er die Nation geführt und sich zu den Werten bekannt, die das Fundament unserer Verfassungscharta bilden. Natürlich hat er, wie alle großen Leader, Konfrontationen und Gegensätze, auch harte, in der politischen Arena erlebt“, sagte Senatspräsident Ignazio La Russa.

Sohn Giulio: „Wir leben heute in einem Geist der Einheit und des Teilens“

Giulio Napolitano bei der Ankunft im Palazzo Montecitorio. - Foto: © ANSA / Riccardo Antimiani



„Wir leben heute in einem Geist der Einheit und des Teilens“, sagte Giulio Napolitano, Sohn des ehemaligen Präsidenten der Republik, während der staatlichen Trauerfeier in der Abgeordnetenkammer und dankte den anwesenden Amtsträgern und den Bürgern, die in den letzten Tagen die Trauerhalle besucht haben.

Sofia Napolitano unter Tränen: „Ein großartiger und fürsorglicher Mann“

„Giorgio Napolitano war eine Führungspersönlichkeit, ein Politiker und ein großartiger, fürsorglicher Mann, er war immer für uns da, er hat sich unsere Probleme auf eine verständnisvolle Weise angehört, obwohl er bereits mit den Problemen des Landes beschäftigt war“. Dies sagte Sofia Napolitano unter Tränen während der Zeremonie in der Abgeordnetenkammer.

Nach der Trauerfeier wurde der Leichnam zum Friedhof in der Via Caio Cestio überführt, wo nicht-religiöse Menschen beerdigt sind.

Kondolenzschreiben aus aller Welt

Der ehemalige italienische Staatspräsident Giorgio Napolitano ist am Freitag im Alter von 98 Jahren gestorben. Er war der erste Präsident in der Geschichte der Republik, der das Amt des Staatspräsidenten zweimal ausübte, und zwar von 2006 bis 2015. Er lag seit 4 Monaten in der Klinik „Salvator Mundi“ in Rom, nachdem sich sein Gesundheitszustand verschlechtert hatte. Nach dem Tod trafen Kondolenzschreiben aus aller Welt ein.

Zahlreiche Persönlichkeiten strömten seit Sonntag in den als Trauerkammer eingerichteten Nassiriya-Saal im Palazzo Madama, dem Senatssitz, um Napolitano die letzte Ehre zu erweisen. Zu ihnen zählte auch die Vorsitzende der Autonomiegruppe im Senat, Julia Unterberger. Napolitano war bis zu seinem Tod Mitglied der Autonomiegruppe.

Papst betritt erstmals Senat

Foto: © ANSA / VATICAN MEDIA HANDOUT



Auch Papst Franziskus hatte Napolitano am Montag die letzte Ehre gewiesen. Er war damit der erste Papst überhaupt, der den italienischen Senat betrat.

Ein großer Südtirol-Freund

Giorgio Napolitano war ein großer Südtirol-Freund. 1998 war er, damals noch als Innenminister, dabei, als die Grenze am Brenner im Zuge des Schengener Abkommens geöffnet wurde.


Giorgio Napolitano (links) mit seinem damaligen österreichischen Amtskollegen Karl Schlögl bei der Grenzöffnung am Brenner im Jahr 1998. - Foto: © Erika Gamper



Seine Verbindung zu Südtirol wurde nicht zuletzt mit der Verleihung des Großen Verdienstordens des Landes Südtirol im Jahr 2012 greifbar. Napolitano bezeichnete Südtirol 2016 als „ein Modell der Integration, des friedlichen Zusammenlebens und der gemeinsamen Entwicklung unterschiedlicher Volksgruppen, Nationalitäten, Sprachen und Traditionen.“ Südtirol habe gezeigt, „dass es möglich ist, jede Konfliktebene zu überwinden“.

Auf trauer.bz können Sie eine digitale Kerze für Giorgio Napolitano anzünden.

ansa/stol

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