Samstag, 2. Dezember 2023

Ein geschützter Raum zum Start in ein sicheres Leben

Gewalt an Frauen geht alle an: Dass sich auch alle Akteure der Gesellschaft in die Pflicht genommen fühlen, zeigte sich gestern bei der feierlichen Eröffnung des geschützten Raums „Ein Zimmer allein für sich“ für Frauen, die Gewalt erfahren, in der Bozner Quästur. „Ich bin sehr stolz auf die Anwesenheit so wichtiger Amtsträger im Land“, zeigte sich Quästor Andrea Valentino gerührt.

„Der Raum soll eher an ein gemütliches Zuhause erinnern“, erklärte Quästor Andrea Valentino bei der Eröffnung.

In der Quästur ging es gestern Nachmittag zu wie beim alljährlichen vorweihnachtlichen Treffen am Regierungskommissariat im Herzogspalast: Vertreter von Verwaltung, Justiz, Polizei- und Militärkräfte, Wirtschaft und Klerus füllten den engen Gang, der zum feierlich eröffneten „Zimmer für sich allein“ führt.

Mit ihrer Teilnahme an der Eröffnung des geschützten Raums „Ein Zimmer allein für sich“ in der Bozner Quästur (Bild links) haben sie ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen gesetzt (rechtes Bild, v. l.): Handelskammer-Präsident Michl Ebner, Regierungskommissär Präfekt Vito Cusumano, Landeshauptmann Arno Kompatscher, Quästor Andrea Valentino, Soroptimist-Präsidentin Sandra Donà und Bischof Ivo Muser.



Beim geschützten Raum handelt es sich um „ein Geschenk für 40 Jahre Tätigkeit der Vereinigung Soroptimist Italia Club Bozen“, erklärte Soroptimist-Präsidentin Giovanna Guercio. „Es ist ein trauriges Geschenk“, aber man brauche einen Raum, der anders sei als die normalen Räume einer Quästur, so Guercio. „Es wäre schön, etwas anderes zu schenken, aber wir müssen hoffen, dass das Leid dieser Frauen Ausgangspunkt für eine gewaltfreie Gesellschaft sein wird.“

Heuer 200 „Codice Rosso“-Akten angelegt

„Der Raum soll eher an ein gemütliches Zuhause erinnern“, erklärte Quästor Andrea Valentino. „Um auch zu vermeiden, dass Frauen, die Opfer von Gewalt wurden, eine zweite Opferwerdung erleben.“ Symbolisch soll der geschützte Raum auch ein zusätzlicher Anreiz für mehr Sicherheit im Land sein, sagte der Quästor. „Ich habe gelernt, dass dieses Land viel erwartet und wir gehen unsere Arbeit mit Freude und Pflichtbewusstsein an. An dieser Stelle möchte ich also versichern, dass wir auch an allen anderen Fronten – auch jene, die kleinere Übel darstellen als die Gewalt an Frauen – im Einsatz sind“, so Valentino.

„Jede Form von Gewalt tritt Menschenrechte mit Füßen“, brachte es auch Bischof Ivo Muser auf den Punkt, ehe er das „Zimmer allein für sich“ der Bozner Quästur segnete. „Also lasst uns heute nein zur Gewalt sagen. Unsere Welt, unsere Gesellschaft, unsere Familien brauchen dieses Nein. Viele Frauen erfahren Gewalt – immer noch zu viele. Es braucht einen Wandel der Mentalität und der Kultur“, sagte der Bischof und wünschte den Ordnungshütern „viel Sensibilität und Worte des Mitgefühls“ für Opfer von Gewalt.

Dass es trotz gesetzlicher Mittel, um dieses Phänomen zu bekämpfen, auch in Südtirol eines tieferen Wandels bedarf, zeigen auch die aktuellen Daten zu den mit dem Gesetz „Codice Rosso“ gegen Gewalt an Frauen geregelten Straftaten: Neben 22 Verwarnungen des Quästors wurden seit Jahresbeginn insgesamt rund 200 Akten angelegt und 86 Annäherungsverbote erwirkt. Darüber hinaus soll sich die Zahl der Fälle von Stalking gegenüber dem Vorjahr laut Statistiken der Staatspolizei verdreifacht haben,

mic

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