Daten von 19 der mehr als 40 Stellen ergaben, dass seit dem Mord an Everard mindestens 119 Beamte verurteilt wurden, die meisten davon Männer.
Ein Polizist hatte Sarah Everard am 3. März 2021 mithilfe seines Dienstausweises entführt, vergewaltigt und ermordet. Er wurde deshalb zu lebenslanger Haft verurteilt und wird voraussichtlich nie mehr auf freien Fuß kommen.
Täter hätte nie eingestellt werden dürfen
Die Tat hatte landesweit eine Welle der Wut über fehlende Sicherheit von Frauen ausgelöst und ein Licht auf die „Epidemie“ der Gewalt gegen Frauen und Mädchen geworfen. Eine unabhängige Untersuchung kam zu dem Ergebnis, dass der Mörder nie hätte eingestellt werden dürfen.Wichtige Warnsignale bei polizeilichen Überprüfungen und Ermittlungen seien wiederholt ignoriert worden. Dazu hätten eine Vorliebe für extreme und gewalttätige Pornografie gehört.
Aktivistinnen warfen der britischen Regierung zum Jahrestag vor, sie habe beim Schutz von Frauen versagt. Seit dem Mord an Everard seien Männer als Täter oder dringend Tatverdächtige für den Tod von 350 Frauen im Land verantwortlich, berichtete die Zeitung „Independent“ am Samstag unter Berufung auf die Datenbank Femicide Census. „Im Durchschnitt wird alle 3 Tage eine Frau von einem Mann getötet“, sagte die Chefin der Initiative, Karen Ingala Smith.
Die Regierung lasse Frauen im Stich
In 8 Prozent der Fälle kannten sich demnach Täter und Opfer – wie im Fall Everard – vorher nicht. Dieser Anteil entspreche dem Durchschnitt seit Beginn der Aufzeichnungen 2009. Es habe sich also nichts geändert, kritisierte Ingala Smith. Zu den herausragenden Taten gehörten die Verurteilung eines Serienvergewaltigers, der in seiner Zeit als aktiver Polizist fast 20 Jahre lang mehrere Frauen missbraucht und gedemütigt hatte.Die Mitgründerin der Organisation Reclaim These Streets, Anna Birley, sagte dem „Independent“: „Frauen werden noch immer von Männern ermordet, die Nachfrage nach Hilfsdiensten gegen häusliche Gewalt bleibt auf Rekordniveau, und Vergewaltigungen werden immer noch nicht strafrechtlich verfolgt.“ Die Regierung verstehe nicht das Ausmaß und ergreife keine sinnvollen Schutzmaßnahmen, sagte Birley. Dadurch lasse sie die Frauen im Stich.