Mittwoch, 24. Januar 2024

Tragödie in Kanada: Jakob Oberrauch betätigte mit letzter Kraft das Funkgerät

Es hätte eine traumhafte Ski-Abfahrt vom Gipfel werden sollen – und endete mit einer Tragödie: Heiner Oberrauch junior (29) und Andreas Widmann (35) kamen am Montagnachmittag bei einem Hubschrauber-Absturz in den Bergen Kanadas ums Leben, ebenso der kanadische Pilot. Schwer verletzt wurden hingegen Jakob Oberrauch (34), der Bruder von Heiner Oberrauch jr., ebenso Johannes Peer (34) und Emilio Zierock (35).

Mit einem Hubschrauber dieses Typs sind die Südtiroler mit dem Piloten und ihrem Skiführer am Montagnachmittag in den Skeena Mountains (Kanada) abgestürzt.

In Bozen und weit darüber hinaus sitzt der Schock über das Unglück, bei dem Heiner Oberrauch junior und Andreas Widmann am Montagnachmittag in Kanada ums Leben gekommen sind, tief. Wie es zu dem fatalen Hubschrauberabsturz nahe Terrace gekommen ist, ist nach wie vor unklar.

Die Gruppe befand sich zum Heliskiing im Westen Kanadas, nördlich der Stadt Terrace, in der Provinz British Columbia, etwa 700 Kilometer entfernt von Vancouver.

Die Südtiroler waren insgesamt zu elft

Der Absturz soll sich etwa 50 Kilometer entfernt von der Stadt Terrace zugetragen haben. Insgesamt gehörten zur Gruppe 11 Südtiroler – im Hubschrauber befanden sich zum Zeitpunkt des Absturzes 5 von ihnen. Die anderen 6 hatten somit das Glück, nicht in den Todes-Hubschrauber eingestiegen zu sein – denn der Hubschrauber soll abwechselnd beide Gruppen auf die Berggipfel geflogen haben.

Auch die 6 Südtiroler, die nicht in der Unglücksmaschine waren, befinden sich nach wie vor in Kanada unweit der Grenze zu Alaska und bangen dort um ihre teils engsten Freunde und Verwandte. Sie stehen zwar unter Schock, sind ansonsten aber wohlauf.

Heliskiing: Der Traum für alle Tiefschneefahrer

Heliskiing in den Skeena Mountains (Kanada) gilt für tiefschneebegeisterte Sportler als ein absolutes Highlight – mit großen Gletschern und zahlreichen Hängen fernab von bewohnten Gebieten – mitten in wilder Naturlandschaft. Beim Heliskiing werden Skifahrer mit dem Helikopter auf den schneebedeckten Berg gebracht und fahren dann unter der Führung von Heli-Guides durch den Tiefschnee ab.

Unvergessliche Aussicht: Auch deshalb ist Kanada für das Heliskiing bekannt. Doch das Wetter kann hier auch schnell umschlagen.



Zu dem Absturz soll es kurz nach 16 Uhr Ortszeit gekommen sein – in den Skeena Mountains. Der Hubschrauber gehörte zum Unternehmen Northern Escape Heli-Skiing.

Heiner Oberrauch jr. (†29)



Für Heiner Oberrauch junior, von Beruf Winzer und Sohn des früheren Geschäftsführers der Sportler-Gruppe, Georg Oberrauch, kam jede Hilfe zu spät, ebenso für Andreas Widmann, Geschäftsführer des Sportmodeherstellers TEXmarket. Auch der Pilot aus Kanada konnte nicht mehr gerettet werden.


Andreas Widmann (†35)


Jakob Oberrauch, Geschäftsführer der Sportler-Gruppe, wurde schwer verletzt, ebenso Johannes Peer, Finanzchef der Sportler-Gruppe. Peer soll mehrere Knochenbrüche an Armen und Beinen erlitten haben.

Schwer verletzt wurde auch Emilio Zierock, Geschäftsführer des Weinguts Foradori in Mezzolombardo und Sohn der bekannten Winzerin Elisabetta Foradori. Von den 3 Südtiroler Verletzten hat es ihn am schlimmsten erwischt.


Emilio Zierock (von links), Jakob Oberrauch und Johannes Peer sind schwer verletzt.



Schwer verletzt wurde schließlich auch der Skiführer („Guide“), der die Südtiroler Gruppe begleitete.

Zum Zeitpunkt des Absturzes befanden sich somit neben dem Piloten weitere 6 Personen im Hubschrauber – insgesamt also 7.

Die Verletzten wurden ins Mills Memorial Hospital in Terrace gebracht. 3 Notarzthubschrauber standen laut Medienmeldungen im Einsatz, ebenso 5 Rettungsfahrzeuge.

Alle 3 Verletzten aus Südtirol sind stabil und befinden sich nicht in Lebensgefahr.

Die genaue Absturz-Ursache muss erst ermittelt werden. Beim Hubschrauber handelte es sich um den Typ Agusta AW119Ke Koala, dieser kann bis zu 8 Personen transportieren.

Schlechtes Wetter zum Zeitpunkt des Absturzes

Zum Zeitpunkt des Absturzes soll das Wetter schlecht gewesen sein.

Es dürfte sich um einen der letzten Flüge des Hubschraubers gehandelt haben – denn nach 16 Uhr wird es in diesem Gebiet bald dunkel. Schwierig gestaltete sich die Rettung der Verletzten – denn sehr lange Zeit konnte der abgestürzte Hubschrauber nicht gefunden werden.

Black Box funktioniert nicht

Etwa 3 Stunden soll die mühsame Suche gedauert haben, bis die Retter endlich beim Wrack waren und die Verletzten aus ihrer misslichen Lage befreien konnten. Die Ortung gestaltete sich schwierig, weil die Black Box nicht funktioniert hatte. Und schließlich brach die Dunkelheit herein.

Jakob Oberrauch betätigt mit letzter Kraft den Funk

Jakob Oberrauch war trotz seiner schweren Verletzungen mit letzter Kraft noch imstande, vom Hubschrauber-Wrack aus das Funkgerät zu betätigen – und so die Retter zum Absturzort zu lotsen. Hätte Jakob Oberrauch das nicht geschafft, wären die Verletzten wohl erforen.

Außenminister Tajani sichert Hilfe zu

Außenminister Antonio Tajani wies das Generalkonsulat in Vancouver an, den Verletzten größtmögliche Hilfe zu leisten. (STOL hat berichtet.) Das italienische Generalkonsulat in Vancouver sei in Kontakt mit den örtlichen Behörden und Krankenhäusern, teilte das Außenministerium mit. Die Behörden werden auch den 6 Freunden der Verunglückten zur Seite stehen, die sich nicht im Unglücks-Helikopter befanden.

Groß ist die Bestürzung nicht nur in Südtirol, sondern auch auch beim Unternehmen Northern Escape Heli-Skiing. „Es ist unmöglich, die tiefe Trauer in Worte zu fassen“, meinte der Vorsitzende John Forrest.

Auf trauer.bz können Sie eine digitale Kerze für Heiner Jr. Oberrauch und Andreas Widmann anzünden.

hof

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