Dienstag, 31. Oktober 2023

Der Regen klingt ab: Aber noch keine Entwarnung

Die Agentur für Bevölkerungsschutz hat die Lage im Land nach den starken Regenfällen analysiert. Die Lage entspannt sich. In den nächsten Tagen ist mit Hangrutschungen zu rechnen, weil die Böden nach dem Regen völlig durchtränkt sind.

Die Etsch im Unterland – und südlich von Salurn. - Video: stol

Das Ereignis ist beim Abklingen, erklärt der Direktor der Agentur für Bevölkerungsschutz Klaus Unterweger, bei einigen Pegeln wurden die Vorwarnstufe und die Warnstufe erreicht. Derzeit ist noch die Bezirkseinsatzzentrale Vilpian geöffnet, berichtet der Direktor des Funktionsbereichs Wildbachverbauung Fabio De Polo aus der Hochwasserzentrale. Im Bezirk Unterland sind die Deichwachen noch im Einsatz, da es einige Probleme mit Qualmtrichtern gibt, die mit Sandsäcken eingegrenzt werden. Die Lage wird weiterhin laufend überwacht.

Aufgrund der starken Niederschläge sind die Pegel der Etsch und des Eisacks und einiger Nebenflüsse in der Nacht auf heute stark angestiegen, fasst der Direktor des Landeswarnzentrums Willigis Gallmetzer zusammen. Die Hochwasserwelle hat heute Vormittag das Unterland erreicht. Die Pegel der Vorfluter sind bereits im Sinken. Nachdem um 23 Uhr in der Nacht auf heute der Pegelstand der Etsch bei Marling die Vorwarnstufe erreicht hatte, war das Lagezentrum in der Agentur für Bevölkerungsschutz besetzt und der Hochwasserdienst aktiviert worden.

Die Etsch südlich von Salurn - Foto: © Horst Pichler

Deichwachen im Einsatz

Die Bezirkseinsatzzentralen der Freiwilligen Feuerwehren in den betroffenen Gebieten wurden besetzt, Deichwachen wurden nach 3 Uhr in der Nacht zu einem periodischen Kontrollgang auf Dämmen und entlang der Dämme ausgeschickt, um Schadstellen zu finden. Die Lage wird weiterhin laufend überwacht. Bei einer Lagebesprechung um 8 Uhr wurde die Situation zusammengefasst.

Im Video sehen Sie die Etsch bei Algund am Dienstag:



Das Hauptereignis ist vorbei, die letzten Niederschläge erfolgten am Vormittag, berichtete Meteorologe Günther Geier vom Landesamt für Meteorologie und Lawinenwarnung in der Bewertungskonferenz: Landesweit fielen 50 bis 80 Liter pro Quadratmeter Niederschlag, bis zu 130 Liter waren es von Ulten über das Passeiertal bis zur Brennergegend. Das Niederschlagsereignis verlagert sich jetzt Richtung Osten.

Infolge der starken Niederschläge rückten die Freiwilligen Feuerwehren in weiten Teilen Südtirols zu über 50 Einsätzen aus. In Algund stehen Obstwiesen und Tiefgaragen unter Wasser.

Pegel gehen zurück

Von einem Ereignis mit 5 bis 10 Jahren Wiederkehrzeit sprach der Direktor des Landesamtes für Hydrologie und Stauanlagen Roberto Dinale: Die vorausgesagte Durchflussmenge ist eingetroffen und wurde zum Teil sogar überschritten, bei einigen Zubringern war die Wiederkehrzeit auch höher. Die Pegel gehen nachhaltig zurück, auch in Salurn werden die Werte unter die Vorwarnstufe sinken.

Der Eisack hat in der Nacht bei Bozen einen Pegelstand von über 4 Meter erreicht.



STOL hat berichtet. Vom Landesamt für Geologie und Baustoffprüfung waren 5 Geologen zu einigen Lokalaugenscheinen unterwegs, die Böden, wurde dabei festgestellt, sind stark gesättigt. In den kommenden Tagen sind deshalb Rutschungen zu erwarten. Auch vom Bereitschaftsdienst Forst wurden oberflächliche Rutschungen aus verschiedenen Forstinspektoraten gemeldet.

In den nächsten Tagen sind Hangrutschungen zu erwarten

Einige Straßen sind wegen Murabgängen oder Steinschlags gesperrt, hieß es aus der Landesverkehrsmeldezentrale, die in ständigem Kontakt mit dem Landesstraßendienst und den Feuerwehren steht. Einige dieser Straßen sind einspurig befahrbar, aber nicht alle. Da in den kommenden Tagen die Schneefallgrenze sinken wird, ist darauf zu achten, dass Fahrzeuge jetzt schon mit Winterausrüstung ausgestattet sind, die es für höhergelegene Berg- und Passstraßen unbedingt braucht.

Der Ausblick: Schneefallgrenze sinkt

In dieser Woche stehen 2 weitere Niederschlagsereignisse bevor: das zweite Tief wird von Donnerstag auf Freitag erwartet, ein ähnliches Ereignis wird von Samstag auf Sonntag vorausgesagt. Da sukzessive kältere Luft in den Alpenraum hereinströmt, wird die Schneefallgrenze tiefer liegen, etwa bei 1300 Metern, im Norden etwas tiefer, sie kann auch unter 1000 Meter sinken. Darauf ist im Straßenverkehr unbedingt zu achten.

Zivilschutzstatus bleibt auf Aufmerksamkeitsstufe Alfa

Nach der Bewertungskonferenz vom Sonntag war der landesweite Zivilschutzstatus auf die Aufmerksamkeitsstufe Alfa angehoben worden. Nach der heutigen Bewertungskonferenz wurde beschlossen, diesen Status aus heutiger Sicht bis Freitag landesweit beizubehalten, da das Niederschlagsereignis zwar abgeklungen ist, aber die Hänge mit Nässe gesättigt und daher hydrogeologische Ereignisse wie Rutschungen und Steinschläge zu erwarten sind. Zudem ist bei Sinken der Schneefallgrenze damit zu rechnen, dass Schneematsch auf die gesättigten Böden drückt und abnehmende Stabilisierung bewirkt.

lpa/stol

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