Freitag, 16. August 2024

Der fast vergessene Lananer Märtyrer

Ein Kandidat zur Erhebung zur Ehre der Altäre wäre der Lananer Priester Heinrich Dalla Rosa: Wegen seiner kompromisslosen Glaubenshaltung und Kritik am Nationalsozialismus wurde er 1945 mit 35 Jahren enthauptet. Die „Zett“ hat diesem Märtyrer vor Kurzem einen Beitrag gewidmet.

Märtyrerpriester Heinrich Dalla Rosa

„Christus siegt!“: Diese klaren österlichen Worte sollen die allerletzten von Pfarrer Heinrich Dalla Rosa gewesen sein, bevor er vor fast 80 Jahren in Wien von den Nazis hingerichtet wurde. Sein Glaube und sein Kampf gegen das Böse brachten ihm den Martertod. Die sterblichen Überreste Dalla Rosas ruhen in St. Georgen am Obdachegg in der Steiermark.

In Lana geboren

Als Bub Ministrant in der St.-Peter-Kirche Heinrichs Vater Giuseppe Dallarosa (der Nachname wurde vom Nazi-Regime in Dalla Rosa abgeändert) kam um 1900 aus dem Trentino nach Lana. Er arbeitete als Maurer in Untermais, wo er 1903 Elisabeth Egger kennenlernte und heiratete. Als drittes und jüngstes Kind des Ehepaares erblickte Heinrich am 16. Februar 1909 im Plateidhaus an der Ländgasse in Lana das Licht der Welt.

„Von Geburt an kränklich, stand das Kind im zarten Alter von zwei Jahren dem Tod sehr nahe, sodass man bereits an die Verabschiedung denken musste“, erinnert Historikerin Elfriede Zöggeler Gabrieli. „Allein seine Mutter gab sich den Fürbitten der Muttergottes hin. Und wie durch ein Wunder war ihr kleiner Sohn daraufhin wieder genesen.“

Diese Gedenktafel hängt in der St.-Peter-Kirche zu Mitterlana.


In St. Peter ministriert

Seine erste Schulzeit verbrachte Heinrich Dalla Rosa in Lana – und von seinen ersten Ministrantendiensten in der St.-Peter-Kirche haben Zeitzeugen berichtet. 1916 wurde sein Vater zum Kriegsdienst eingezogen, worauf die Mutter mit den drei kleinen Kindern zu Verwandten in die Umgebung von Graz und schließlich in Heinrichs spätere Primizpfarre Burgau in die Steiermark zog.

Als junger Mann war es Heinrichs großer Wunsch, sich den Steyler Missionaren als Bruderkandidat anzuschließen. Bald aber klärte sich seine wertvolle geistliche Berufung, denn er verspürte die Neigung, Priester zu werden.

In Lana erinnert auch ein Kreuzweg an den ermordeten Geistlichen.


Vor fast 90 Jahren zum Priester geweiht

Von 1930 bis 1935 besuchte Dalla Rosa die Theologische Fakultät in Graz. Und am 14. Juli 1935 weihte ihn Fürstbischof Ferdinand Stanislaus Pawlikowski zum Priester. Der Seelsorger wirkte daraufhin in einigen Pfarreien als Kaplan, bevor er die obersteirische Pfarre St. Georgen am Obdachegg als Pfarrer übernahm. Seine Volksnähe war sehr geschätzt.

Gerne in der Bergwelt unterwegs

„Mit Gitarre, Harmonium und seiner musikalischen Begabung gelang es Heinrich, bald eine große pädagogische Gemeinschaft zu entwickeln, die sich traf, um gemeinsam Lieder der Liebe und des Glaubens zu singen, sich in der Zeit des Nazi-Terrors beizustehen und sich Mut für eine bessere Zukunft zuzusprechen“, weiß Historikerin Zöggeler Gabrieli. Gerne wanderte Dalla Rosa in der Südtiroler Bergwelt, denn dort fühlte er sich wohl. Auch besuchte er öfters Lana und gestaltete, wann immer möglich, eine Messfeier in der St.-Peter-Kirche.

Am Schafott ermordet

Seine Verhaftung erfolgte am 23. August 1944, angeklagt wegen „Wehrkraftszersetzung“. Zwei Begebenheiten wurden dem jungen Pfarrer im Prozess, der mit dem Todesurteil endete, vorgeworfen: seine angeblich „staatsgefährdende Äußerung“, in der er „Zweifel an einem guten Ausgang des Krieges“ kundgetan hatte, sowie sein Besuch bei einer hochschwangeren Lehrersgattin: Bei diesem Treffen ersuchte er die Frau u. a., ihr Mann „möge seine Arbeit in der Partei aufgeben“.
Der Angeklagte nahm das Todesurteil gefasst entgegen. Der 35-jährige Lananer Priester Heinrich Dalla Rosa wurde dann am Abend des 24. Jänner 1945, nur wenige Monate vor dem Ende der nationalsozialistischen Schreckensregie, am Schafott ermordet.

fm

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