Donnerstag, 31. August 2023

Benno Neumair nach Verona übersiedelt

Noch 2 Wochen, dann steht Benno Neumair wieder vor Gericht. Am 15. September tritt in Bozen erstmals das Berufungsschwurgericht zusammen, um über den Rekurs der Verteidigung gegen die lebenslange Haft zu urteilen, zu der Neumair im vergangenen Herbst verurteilt worden war. Indessen ist der 31-Jährige aus dem Bozner Gefängnis in die Haftanstalt von Montorio Veronese verlegt worden.

Laut psychiatrischem Gutachten von Parteiengutachter Pietro Pietrini leidet Benno Neumair an einer Persönlichkeitsstörung. - Foto: © ANDREAS KEMENATER

Mit welchen Argumenten Verteidiger Angelo Polo aus der Kanzlei von Staranwalt Flavio Moccia im Berufungsschwurverfahren am Bozner Oberlandesgericht punkten will, will er derzeit noch nicht verraten. Bereits im Anschluss an das Urteil des Schwurgerichtes in erster Instanz hatte die Verteidigung angekündigt, dagegen Berufung einlegen zu wollen. Nachdem im Februar dieses Jahres dann die Urteilsbegründung vorlag, hat man das Vorhaben in die Tat umgesetzt.

Dreh- und Angelpunkt im Berufungsprozess dürfte wohl Neumairs geistiger Zustand zur Tatzeit sein. Wie berichtet, hatte der 31-Jährige im Jänner 2021 in der elterlichen Wohnung in der Bozner Runkelsteinstraße erst seinen Vater Peter Neumair (63) und kurze Zeit später seine Mutter Laura Perselli (68) ermordet und dann deren Leichen bei Pfatten in die Etsch geworfen. Obwohl bei den Ermittlern rasch unter Verdacht, hatte Benno Neumair über Wochen den Unschuldigen gespielt. Erst als die Leiche von Peter Neumair aus der Etsch geborgen wurde, stellte sich Benno Neumair den Carabinieri.

Auf den Tathergang selbst geht die Verteidigung in ihrem Berufungsschriftsatz kaum ein. Einzig dass ein Streit zwischen Benno Neumair und seinem Vater Auslöser der Tat gewesen sei. Wie schon in erster Instanz pocht die Verteidigung darauf, dass ihr Mandant krank sei. Laut psychiatrischem Gutachten von Parteiengutachter Pietro Pietrini leidet der 31-Jährige an einer Persönlichkeitsstörung.

Verteidigung will Magnetresonanz-Untersuchung

Nun ersucht die Verteidigung, den 31-Jährigen erneut einer Magnetresonanz-Untersuchung zu unterziehen. Bereits im Verfahren erster Instanz hatte Polo im Gerichtssaal ein Magnetresonanz-Bild von Neumairs Gehirn vorgelegt. Gutachterin Cristina Scarpazza hatte darauf auf ein Loch im rechten Bereich des Hippocampus hingewiesen, zentrale Schaltstelle der Steuerung der Affekte. Patienten mit einer solchen Verletzung würden laut Gutachterin zu unkontrollierter Aggressivität neigen.

Das Schwurgericht (Vorsitz Carlo Busato) hatte sich der Ansicht der Gutachter von Staatsanwaltschaft und Nebenklägern angeschlossen. Diese waren zum Schluss gekommen, dass Benno Neumair zum Tatzeitpunkt bei klarem Verstand gewesen sei und den 31-Jährigen zu lebenslänglicher Haft verurteilt. In Erwartung des Berufungsverfahrens sitzt Neumair inzwischen im Gefängnis von Verona, wohin er – laut Polo aus organisatorischen Gründen – verlegt worden ist. In Verona trifft Neumair auf Mustafa Zeeshan, der im März dieses Jahres vom Schwurgericht in Bozen wegen Mordes an seiner Frau Fatima zu lebenslanger Haft verurteilt worden war.

em

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