Samstag, 17. August 2024

7 Millionen Dollar für ein halbes Jahrhundert im Knast

Fast 50 Jahre nach einem Fehlurteil gegen einen wegen Mordes verurteilten unschuldigen Schwarzen in den USA erhält der Betroffene mehr als sieben Millionen Dollar (6,35 Millionen Euro) Entschädigung von der Stadt Edmond im Bundesstaat Oklahoma. Kürzlich stimmten die Stadtverordneten für einen entsprechenden Vergleich, um Ansprüche von Glynn Simmons gegen die Stadt und einen Polizisten zu regeln, wie aus öffentlichen Dokumenten hervorgeht.

Glynn Simmons und ein weiterer Verdächtiger waren 1975 zum Tode verurteilt worden. - Foto: © ANSA / https://www.gofundme.com/


Simmons und ein weiterer Verdächtiger waren 1975 zum Tode verurteilt worden, weil sie angeblich im Jahr zuvor einen 30-jährigen Angestellten eines Spirituosengeschäfts bei einem Raubüberfall in Edmond ermordet hatten. Ihre Strafen wurden später in lebenslange Haft umgewandelt.

Verurteilung basierte ausschließlich auf der Zeugenaussage einer Jugendlichen

Die Verurteilung der beiden Männer basierte ausschließlich auf der Zeugenaussage einer Jugendlichen – die Angeklagten hatten vor Gericht ausgesagt, dass sie zum Zeitpunkt des Mordes gar nicht in Oklahoma waren. Die Zeugin hatte die beiden Verdächtigen angeblich bei einer polizeilichen Gegenüberstellung erkannt. Eine spätere Untersuchung schürte jedoch erhebliche Zweifel an der Zuverlässigkeit ihrer Angaben.

Eine Bezirksrichterin hatte das Fehlurteil im Juli vergangenen Jahres aufgehoben

Während Simmons' Mitangeklagter 2008 aus dem Gefängnis entlassen wurde, kam Simmons erst im vergangenen Jahr frei – nach 48 Jahren, einem Monat und 18 Tagen hinter Gittern. Damit hat der mittlerweile 71-Jährige laut dem Nationalen Register für Freilassungen mehr Zeit im Gefängnis zugebracht als jeder andere Häftling in der US-Geschichte.

Eine Bezirksrichterin hatte das Fehlurteil gegen ihn im Juli vergangenen Jahres aufgehoben. Im Dezember wurde er offiziell rehabilitiert.
Ein Sprecher von Edmond lehnte eine Stellungnahme zu dem nun geschlossenen Vergleich auf Nachfrage der Nachrichtenagentur AFP ab. Die Anwälte von Simmons erklärten jedoch, die Zahlung stelle einen „Teilvergleich“ seiner Klage „gegen die Städte und die Polizei dar, die Beweise gefälscht haben, um ihm einen Mord anzuhängen“.

Ihr zu Unrecht verurteilter Mandant habe „eine tragische Zeitspanne im Gefängnis verbracht für ein Verbrechen, das er nicht begangen hat“, sagte seine Anwältin Elizabeth Wang. „Obwohl er diese Zeit nie wieder zurückbekommen wird, ermöglicht ihm dieser Vergleich mit Edmond, nach vorne zu schauen und zugleich seine Ansprüche gegen Oklahoma City und einen leitenden Polizeibeamten geltend zu machen.“

dpa

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