„Wir hatten in der vergangenen Almsaison ungefähr 15 Risse, darunter auch ein Kalb; im Jahr vorher waren es 20“, sagt Michaela Navarini, Landwirtschaftsreferentin der Gemeinde Tiers. Nach den vielen Rissen hatte der Gemeindeausschuss beschlossen, dass heuer keine Schafe mehr aufgetrieben werden sollten. Weil aber die Bauern doch viele Schafe halten, entschied sich die Gemeinde dann doch anders.
Die Risse vom Dienstag sind die ersten dieser Weidesaison in Tiers – trotz Herdenschutz. Jeden Abend werden die Tiere in den mit Bretterzaun begrenzten Pferch getrieben. Vor dem Bretterzaun wurde zusätzlich ein 1,2 Meter hoher Elektrozaun gespannt. Doch der Beutegreifer ließ sich auch davon nicht abschrecken, sprang darüber und würtete. So vermutet es Almmeister Georg Psenner.
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Mitten im Pferch waren Blutspuren zu sehen. „Ob der Wolf dahintersteckt oder der Goldschakal, wissen wir nicht; es dürften aber 2 Angreifer gewesen sein“, sagt Psenner. Sie hätten die Lämmer durch den Holzzaun gezerrt und den Elektrozaun niedergedrückt. Die Tiere wurden in der Früh außerhalb des Pferchs tot aufgefunden; beiden fehlte der Kopf. Eines der Lämmer war fast zur Gänze aufgefressen. Ein weiteres Lamm hat den nächtlichen Überfall im Pferch nicht überlebt. „Es wies keinerlei Bissspuren auf. Vermutlich wurde es im Chaos totgetrampelt“, meint Psenner.
Die Risse wurden den Förstern von Welschnofen gemeldet. Diese nahmen Proben, die nun untersucht werden und Gewissheit geben sollen, ob im Tierser Gemeindegebiet wieder Wölfe oder vielleicht auch Goldschakale umgehen.